An Medizinprodukte werden höchste Ansprüche gestellt - zurecht, denn Fehler am Produkt können schnell schlimmste Konsequenzen nach sich ziehen. Wachsende Anforderungen werden auch an die Verpackung gestellt, denn sie schützt das Produkt und gewährleistet seine Wirksamkeit.
Volker Watzke, EU Medical Devices Sector Manager, erklärt im Interview mit der Fachzeitschrift PHARMATECHNIK (Fachwelt Verlag), wie Domino die Branche im Streben nach mehr Sicherheit bei Verpackung und Produkt unterstützen kann.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Herr Watzke, seit über zwei Jahren hat Ihr Unternehmen einen strategischen Ansatz für Leistungen für Medizinproukte. Wie sieht dieser aus?
Volker Watzke:
Dieser Sektor wurde bei Domino in der Vergangenheit eher reaktiv und ohne konkretes Sektorwissen verfolgt. Mit dem Fokus auf Medizinprodukte haben wir schließlich erkannt, dass dieser Bereich durchaus anders gewichtet ist als beispielsweise der Pharma-, Lebensmittel- oder Tabaksektor. Durch die Vielzahl der als Medizinprodukte deklarierten Produkte und der verbindlichen Umsetzung einer Gesetzesvorlage müssen Hersteller nun agieren und umrüsten. Hier möchten wir als Kennzeichnungsunternehmen neben dem Aufzeigen innovativer Kennzeichnungslösungen auch einen langfristigen Mehrwert für die Hersteller erzielen.
Die Umsetzung der Gesetzesanforderung stellt oft bereits eine riesige Herausforderung dar. Bei der Implementierung der richtigen Systeme in der Produktion zur Erfüllung der Kennzeichnungsanforderungen verfolgt Domino einen ganzheitlichen Ansatz. Das bedeutet, dass wir nicht nur die beste Kombination aus Produkthandling, Datenverarbeitung, Drucksystem und dem oft von den Herstellern geforderten Kamerasystem suchen, sondern auch ganz bewusst den Weg zu den Materialherstellern.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Welche Herausforderungen stellt dabei das Material der Verpackungen dar?
Volker Watzke:
Die verwendeten Verpackungsmaterialien sind teilweise recht unterschiedlich - gerade, wenn wir auf die Verpackung von Kontaktlinsen, also Aluminiumblister, oder auf Medizinpapier und Tyvek blicken.
Das bewusste Interagieren mit Materialherstellern und unabhängigen Instituten zur Prüfung der am besten geeigneten Kombination aus Material und Kennzeichnung ist mühsam, verspricht aber aufgrund der Marktverteilung mit sehr vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen den sinnvollsten Ansatz.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Ihr Unternehmen arbeitet mit der Papiertechnischen Stiftung zusammen, um den Einsatz von Tinten in beziehungsweise auf Medizinverpackungen zu optimieren. Wie genau sieht die Zusammenarbeit aus und was sind die bisherigen Erfahrungen?
Volker Watzke:
Die Zusammenarbeit wird von beiden Seiten als sehr wertvoll eingeschätzt. Domino kann als Kennzeichnungsspezialist seinen Kunden dadurch einen Mehrwert bieten. Immer mehr Anforderungen beziehen sich auf eine langfristige Lesbarkeit der erforderlichen Produktinformationen. Im Pharmabereich werden eine Verweildauer der Produkte von fünf bis sechs Jahren per Gesetz gefordert. Für Medizinprodukte kann es sich - je nach Länge der Verwendbarkeit der Produkte - um das Doppelte und Dreifache dieser Zeit handeln. Eine langfristig lesbare Kennzeichnung ist daher eine der Kernaufgaben, die es zu erfüllen gilt.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Wo genau kommt dabei die Stiftung ins Spiel?
Volker Watzke:
Bei PTS, der Papiertechnischen Stiftung, können wir mit der genauen Materialspezifikation und der jeweils verwendeten Drucktechnologie verschiedene Untersuchungen durchführen. Bei diesen Prüfverfahren handelt es sich um einfache Tests in Bezug auf die ideale Kennzeichnungsaufbringung, Wischfestigkeit, Wasserresistenz und Scheuerfestigkeit. Darüber hinaus können tiefgreifendere Verfahren angewendet werden, zum Beispiel die Beständigkeit gegenüber ultravioletten Strahlen oder die Eindringtiefe bei tintenführenden Kennzeichnungsverfahren. Das sind nur einige der möglichen Tests, die sich auf ISO-Standards oder seitens der PTS standardisierte Verfahren beziehen. Am Ende jeder Prüfung wird ein durch die PTS erstelltes Prüfprotokoll mit einem Zertifikat erstellt , welches den Aufbau der Tests, die Durchführung sowie die Ergebnisse aufzeigt.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Also spielt auch die Sicherheit eine Rolle, die so für Sie als Hersteller entsteht?
Volker Watzke:
Richtig, sollten Materialhersteller die Zusammensetzung minimal verändern, sodass die Druckqualität nicht mehr gewährleistet ist, können wir auf eine
geprüfte Material-Kennzeichnungs-Kombination zurückblicken. Des Weiteren bietet Domino bei Konferenzen der PTS auch einen Mehrwert für den
Erfahrungsaustausch zwischen Herstellern, Behörden und Dienstleistern.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Welche Vorteile des Zertifikats sehen Sie für Ihre Kunden?
Volker Watzke:
Die Hersteller von Medizinprodukten sichern sich maßgeblich ab, um eine langfristige Sicherheit zu erhalten. Die geringen Gebühren für die Durchführung stehen in keinem Vergleich zu einem Reputationsverlust oder den Kosten eines Produktrückrufs bei den Herstellern. Zudem gibt es den Herstellern die Möglichkeit, eventuelle Fehlerquellen frühzeitig zu erkennen. Der Sektor kann zurecht als risikoavers bezeichnet werden. Seinen Wunsch nach Sicherheit wollen wir aufgreifen und als Partner unterstützen.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Medizinprodukte sind in mehrerlei Hinsicht anspruchsvoller als Pharmaprodukte, was die Verpackung betrifft. Können Sie die Herausforderungen aus Ihrer Sicht schildern und beschreiben, wie Domino sie bewältigt?
Volker Watzke:
Wie schon erwähnt, stellt die Vielzahl der Produkte an sich eine Herausforderung dar. Zudem sind die Produktdimensionen selbst innerhalb von Produktgruppen oft unterschiedlich. Während man bei Medikamenten oftmals Faltschachteln in verschiedenen Größen vorfindet, ist die Verpackungsvielfalt im Medizinproduktebereich oft schon überwältigend. Darüber hinaus werden hier sehr häufig nicht nur die variablen Daten per Kennzeichnung aufgebracht, sondern auch Informationen wie Herstellernamen, Produktdimensionen inklusive Piktogramm, Handhabung und Aufbewahrung der Produkte sowie Herstellungs-informationen und Anwendungshinweise - oft sogar mehrsprachig.
Dies zeigt deutlich die Herausforderungen auf, der sich einige Dienstleister in diesem Sektor nicht stellen. Ähnlich wie im Pharmabereich, versperrt man sich teilweise der Notwendigkeit diese umzusetzen. Dabei stellen das Datenhandling und die Datenbereitstellung bei den zur Verfügung gestellten Datenbanken bereits einen deutlichen Unterschied dar.
Redaktion PHARMATECHNIK:
Die Serialisierung von Produkten, die Zuweisung eindeutiger Produktidentifizierungsnummern oder ähnliche Initiativen werden in vielen Umfeldern zunehmen, nicht nur in der Pharma- und Medizinindustrie. Sehen Sie Domino als Vorreiter, der die Entwicklung aktiv gestalten kann?
Volker Watzke:
Aufgrund vieler Vorkommnisse und immer wiederkehrendem Plagiatsverdacht in einzelnen Branchen werden gesetzliche Anforderungen dringend benötigt. Dennoch schreitet nicht jeder Sektor mit gesetzlich verbindlichen Lösungen wie für Tabak-, Pharma- oder Medizinprodukte voran.
Es ist zu erwarten, dass andere Sektoren durch die Setzung von Marktstandards durch Trendsetter eigene Anforderungen erarbeiten, die dann von der Wertschöpfungskette und den Endverbrauchern gerne aufgegriffen und so als verbindlich erachtet werden können. Aufgrund der sich schnell verändernden Märkte und deren Anforderungen möchte Domino einen Beitrag leisten, um die ohnehin schwierige Umsetzung für die Hersteller möglichst einfach zu gestalten.
Fazit:
Was heute die Hersteller von Medizinprodukten beschäftigt, wird bald auch Thema in anderen Branchen sein. Egal, in welcher Industrie Hersteller tätig sind: Sie sollten auf Partner setzen, die innovative und qualitativ hochwertige Kennzeichnungslösungen anbieten. Ausrüster, die eine Interaktion mit sämtlichen Akteuren des Sektors anstreben, um einen Marktstandard zu schaffen, können hier langfristig besondere Vorteile bieten.
Downloaden Sie das Interview auch im Design der PHARMATECHNIK.