Halten Sie Ihre Karotten fest: Ist da etwa eine Revolution im Obst- und Gemüseregal im Anmarsch? Immer mehr Supermärkte erkennen Vorteile darin, Klebeetiketten auf Obst und Gemüse durch direkte Laserkennzeichnungen zu ersetzen. Im Folgenden werden fünf Aspekte unter die Lupe genommen, die Hersteller, Verpacker und Einzelhändler beachten müssen, wenn sich diese neue Codiermöglichkeit durchsetzen soll.
Laserdruck auf Obst und Gemüse: Worum geht’s bei der ganzen Aufregung? Umwelteffizienz und Kosteneinsparungen. Kleine Klebeetiketten durch Lasercodierung zu ersetzen, könnte zu enormen Einsparungen bei Klebeetiketten, Energie und CO2-Emissionen führen.
Viele Marken haben bereits mit der Einführung der Technologie begonnen. Der niederländische Obst- und Gemüselieferant Nature & More hat sich mit dem schwedischen Supermarkt ICA zusammengeschlossen, um den bislang größten Testlauf mit Lasercodierung durchzuführen. Derzeit ersetzen sie Klebeetiketten auf Bio-Avocados und Süßkartoffeln durch eine Lasercodierung.
Ein großer britischer Einzelhändler sagt, dass der Wechsel von Klebeetiketten zur Lasercodierung jährlich zehn Tonnen Etiketten und Trägerpapier sowie fünf Tonnen Klebstoff einsparen würde – und das nur bei Avocados. Und noch eine gute Nachricht für Mutter Natur: Die Lasercodierung produziert weniger als 1 % der Kohlendioxidemissionen, die bei der Herstellung eines Aufklebers ähnlicher Größe ausgestoßen wird.
Wie unsere jüngste Twitter-Umfrage aufgezeigt hat, birgt die Lasercodierung auf Obst und Gemüse trotz der Umweltvorteile auch Risiken für Einzelhändler, Verarbeitungs- und Verpackungsspezialisten. Verbraucher haben Bedenken, dass der Laserprozess ihre Lebensmittel beschädigen könnte. Zudem stellt die Tatsache, dass Obst und Gemüse in allen möglichen Formen und Größen erhältlich ist, eine Hürde für die Produktionslinie dar.
Vier Aspekte, die Hersteller, Codierspezialisten und Einzelhändler beachten müssen:
1. Gesundheit und Sicherheit
Die meisten Menschen neigen dazu, mit Lasern Gefahr zu assoziieren. 43 % der von uns Befragten gaben an, dass sie beim Thema Laserdruck auf Obst und Gemüse Bedenken in puncto Sicherheit und Gesundheit haben. Verbraucher haben eine tiefsitzende Angst, dass der Verzehr von Lebensmitteln, die mittels Laser gekennzeichnet wurden, nicht sicher sein könnte.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, richtet der Laser bei der Codierung von Obst und Gemüse intensives Licht auf die äußere Schicht des zu kennzeichnenden Produktes. Dadurch werden Pigmente von der Haut entfernt, um eine Markierung mit Mindesthaltbarkeits- oder Rückverfolgbarkeitsdaten sowie Informationen zum Herkunftsland oder aber einfach ein Logo aufzubringen.
Untersuchungen an der Florida University ergaben, dass die Technik nicht zu einer Zunahme der Fäulnis oder zu mikrobiotischen Verunreinigungen führt. Allerdings wurde diese Studie an vorher gewachsten Zitrusfrüchten durchgeführt. Diese Wachsmethode wird aber nicht routinemäßig in allen Ländern eingesetzt. Infolgedessen sollten Unternehmen alle Faktoren berücksichtigen, die in diesem Blogbeitrag aufgezeigt werden.
Weitergehende Bildung, Forschung und Tests sind erforderlich, um Ängste zu zerstreuen und die tatsächlichen langfristigen Auswirkungen zu verstehen. Die Industrie muss auch darauf achten, mit welcher „Sprache“ sie die Laser-Codiertechnologie beschreibt. Die Markierungen, die der Laser auf den Produkten hinterlässt, wurden schon als „Tattoos“ bezeichnet. Das klingt so, als würde beim Lasern Tinte eingesetzt werden, was wiederum Zweifel und Ängste beim Verbraucher schürt.
2. Änderungen an den typischen Produktmerkmalen
28 % der Umfrageteilnehmer waren besorgt, dass Laserkennzeichnungen den Geschmack, die Textur, den Reifegrad oder die Haltbarkeit von Obst und Gemüse beeinflussen. Der vorhin erwähnte Bericht weist darauf hin, dass das Belasern von Zitrusfrüchten durchaus zu einer Verschlechterung der Hautqualität des Produktes führen kann. Nach ersten Erfolgen in Bezug auf die Verpackungsreduktion wurde ein Versuch, Orangen mit Laser zu beschriften, ausgesetzt, nachdem man herausfand, dass sich die Zitrusschale „selbst heilte“. Demnach kann es sein, dass man manchmal zunächst eine Beschichtung auf die Produkthaut auftragen muss, um die Lasermarkierung lesbar zu machen.
Dennoch kann die Lasertechnologie für eine große Auswahl an Produkten – darunter Avocados, Süßkartoffeln, Gurken und Kokosnüsse – eine praktikable Lösung sein.
3. Lesbarkeit
Äpfel gibt es nicht im Din A4-Format. Bananen können groß oder klein sein, mit unterschiedlichsten Krümmungen. Kurz gesagt: Obst und Gemüse gibt es in allen möglichen Formen und Größen. Das könnte Schwierigkeiten auf der Produktionslinie verursachen, wenn man per Laser Codes hinterlassen möchte, die lesbar sein müssen. Die richtige Ausrichtung, die richtigen Handling-Systeme und die gesamte Infrastruktur sind entscheidend für den Erfolg der Technologie – da stimmen 16 % unserer Befragten zu.
Auch müssen Einzelhändler und Codierspezialisten beachten, dass Obst und Gemüse dazu neigen, empfindlich zu sein. Äpfel beispielsweise können leicht gequetscht werden, wenn sie in der Produktionslinie gegeneinanderstoßen oder hin und her schlagen. Ebenso kann es bei empfindlichen Obstsorten wie Pfirsichen und Orangen schnell zu Zerquetschungen kommen. Deswegen ist Lasercodierung besser für dickhäutige Früchte wie z. B. Avocados geeignet. Das Endergebnis ist aber immer das Gleiche: Ist der Code nicht lesbar, ist die Lösung nicht praktikabel.
4. Durchsatz
Wenn Produkte in der Produktionslinie beschädigt werden, kaufen sie die Verbraucher nicht. Es muss deshalb auf der Produktionslinie eine Qualitätskontrolle geben, die sicherstellt, dass die markierten Produkte dem gewünschten Standard entsprechen. Dies hat offensichtliche Auswirkungen auf die Geschwindigkeit, mit der Produkte die Produktionslinie passieren können. Und Geschwindigkeit ist immer mit Profitabilität verbunden.
Da der Laser für die Codierung eine genaue Platzierung des Obstes benötigt, ist der Prozess recht langsam, ungefähr ein bis zwei Sekunden Druckzeit plus Bestücken und Entnehmen des Produktes. Auch hier ist die richtige Konfiguration der Produktionslinie entscheidend, um die Geschwindigkeit zu maximieren, ohne die Produktqualität zu beeinträchtigen.
Auf Produktionslinien mit niedrigem Durchsatz, auf denen z. B. hochpreisige Artikel laufen, weil sie selten oder sehr begehrt sind wie die sogenannte Hass-Avocado, kann dieses Problem überwunden werden, weil man hier per se davon ausgeht, dass die Geschwindigkeit nicht so hoch sein wird. Tatsächlich können Hersteller noch weiter gehen, indem sie ihr eigenes Logo als Zeichen der Qualitätssicherung auftragen und so die Markenbekanntheit und Loyalität stärken.
Fazit
Eine mögliche Umstellung von Klebeetiketten auf die Lasercodierung von Obst und Gemüse bietet hervorragende ökologische Vorteile und Einsparpotenziale bei den Gesamtkosten für die Lieferung von Obst und Gemüse in die Regale in einem nahegelegenen Geschäft. Dennoch gibt es Hürden und Fragen in Bezug auf die physikalische und biologische Beschaffenheit von Obst und Gemüse, die Auswirkungen auf Gesundheit und Sicherheit, Zweifel am Umgang mit Obst und Gemüse auf der Produktionslinie und der Lesbarkeit der gedruckten Codes.
Diese Aspekte müssen erforscht, getestet und überwunden werden, wenn diese Technologie erfolgreich bei allen Obst- und Gemüsesorten eingesetzt werden soll.
Weitere Informationen zur Funktionalität von Laser-Codierern und unseren Möglichkeiten in der Lebensmittelbranche, erklären wir Ihnen gerne persönlich.